Seit 400 Jahren Ort der Wissenschaft und grüne Oase: Der Botanische Garten

Erst Pflanzen machen den Planeten für den Menschen bewohnbar, weshalb nützlich ist, dass sie sich weiträumig ausbreiten können, indem ihre Samen schwimmen, fliegen, schaukeln, rollen oder über Fremdwesen transportiert werden. Doch nicht zuletzt aufgrund der Sammelleidenschaft von Botanikern hat so manches Gewächs eine internationale Reise angetreten. Die ersten botanischen Gärten in Europa wurden in Padua und Pisa (1545) angelegt, in Leipzig, Jena, Heidelberg, Gießen und 1620 in Freiburg, als „Hortus Medicus“ der damaligen Medizinischen Fakultät der Universität und der Stadtverwaltung, in der Nähe des heutigen Stadtgartens. 1632 jedoch, im 30-jährigen Krieg, weitgehend zerstört, wurde er erst 1766 fortgesetzt, diesmal an der Dreisam; zwar suchten ihn Überschwemmungen und kriegsbedingte Wirren heim, doch wurden hier bereits Gewächshäuser gebaut und die Anzahl der beherbergten Arten erhöhte sich auf 3000. Dennoch musste die Anlage der Stadtentwicklung weichen, zog vorübergehend ins heutige Institutsviertel, bis schließlich der vierte Botanische Garten (BG) am jetzigen Standort in Herdern mit vergrößerter Fläche angelegt wurde.

Die schwarze Biene

Lehre, Forschung und öffentlich genutzter Erholungsraum
Im heutigen Botanischen Garten werden ca. 6000 Pflanzenarten aus aller Welt kultiviert, aufgeteilt in Freilandbereiche und Schaugewächshäuser; er dient primär der universitären Forschung und Lehre und erfüllt durch Lehrveranstaltungen und Bereitstellung von Pflanzenmaterial zahlreiche Aufgaben. Prof. Dr. Thomas Speck, der den Lehrstuhl für „Botanik, Funktionelle Morphologie und Bionik“ innehat und in diesem Bereich auch forscht, leitet ihn seit 2002. Sein Anliegen ist es, die interessierte Öffentlichkeit über gärtnerische Themen, Herkunft und Entwicklung von Pflanzen, Kräutern sowie naturschutzrelevante Fragen und Forschungsergebnisse zu informieren, mitunter auch in Kooperation mit dem Waldhaus Freiburg. Zu allen Jahreszeiten bietet der Botanische Garten erstaunliche und aufschlussreiche Einblicke in die Natur und ist mit seinem Baumbestand eine Oase für Freizeit und Mußestunden. Das Freiland ist nach pflanzengeographischen, systematischen und anderen thematischen Gebieten gegliedert: z.B. besteht ein Heilpflanzenbeet und ein Sinnesbeet sowie Bereiche mit Farnen, Weinreben und heimischen
Pflanzenarten. Im Areal „Alpinum“ befinden sich Pflanzen aus Bergregionen, z.B. aus den Alpen, dem Kaukasus und dem Himalaya. Im „Coniferetum“ wachsen beeindruckende Exemplare von Nadelbäumen. Ein weiterer Anziehungspunkt sind drei Teiche, darunter ein Warmwasserteich mit seltenen Pflanzenarten sowie Fröschen. Zudem lassen sich vier Schaugewächshäuser entdecken, die thematisch in die Bereiche Farne, Tropen, Französisch-Guyana und Sukkulenten unterteilt sind.

Ein Bindeglied zwischen akademischer Nutzung und Bevölkerung ist der „Verein der Freunde und Förderer des BG“. Selbstverständlich ist die Gestaltung eines sensiblen Universums, wie es der Botanische Garten ist, eine diffizile Angelegenheit in Zeiten des Klimawandels. Professor Speck sagt dazu, dass für die Gartenleitung und die gärtnerischen Mitarbeiter*innen „die zunehmend langen Trockenphasen im Frühling und Sommer eine aktuell große Herausforderung“ darstellen. „Wir können mit dem von uns in Zisternen gespeicherten und aus dem Tiefbrunnen gepumpten Wasser gerade in heißen Sommern die nötige Wasserversorgung der Pflanzen nicht mehr sicherstellen und mussten in den letzten Jahren zunehmend auch mit Stadtwasser aus dem Hahn bewässern. Dies ist nicht nur teuer, sondern auch eine Verschwendung des Lebensmittels Stadtwasser. Aus diesem Grund haben wir begonnen – auch mit Hilfe von Spenden der Alumni der Universität Freiburg – auf Tropfschlauch-Bewässerung umzustellen. Hierbei wird über oberflächennah verlegte Tropfschläuche bedarfsgerecht (gesteuert über Feuchtesensoren) Wasser in der Nacht ausgebracht. So wird die Verdunstung stark vermindert und (fast) das gesamte Wasser kommt den Pflanzen zu gute.“ Auf diese Weise hofft man auch langfristig die Vielfalt der Pflanzen im Botanischen Garten, der ein Auge und Herz erfreuender Bestandteil der Stadt ist, erhalten zu können. Die Feier zum 400jährigen Jubiläum war bestens vorbereitet: doch dann kam Corona …

Freilandbereich, tägl. 8-18 Uhr; Gewächshäuser Mo – Do 12 – 16, an Sonn- und Feiertagen von 14-16 Uhr. Mi. Pflanzenberatung. Aktuelles: www.botanischergarten.uni-freiburg.de

Bildquellen

  • Die schwarze Biene: PBG Univ. Freiburg
  • Der Botanische Garten in Freiburg: PBG Univ. Freiburg