Kunst

Poesie für unseren Alltag: Im Studio des Staufener Keramikmuseums ist die Ausstellung „Formschön“ von Astrid Graf-Noha zu sehen

Im Studio des Keramikmuseums Staufen stellt derzeit die aus Uster in der Schweiz stammende Keramikerin Astrid Graf-Noha aus. Sie hat sich ganz der schönen Form verschrieben.
Ursprünglich von der Architektur kommend – Astrid Graf studierte Architektur an der ETH in Zürich – wechselte sie schon vor vielen Jahren zur Gefäßkeramik und absolvierte eine Lehre als Keramikern bei dem bekannten Keramikmeister Mathies Schwarze aus Oeschgen (CH).
Sie arbeitet ausschließlich an der Töpferscheibe, wo in steter Konzentration durch gleichmäßiges Drehen der Scheibe aus einem zu Beginn unförmigen Tonklumpen ein formvollendetes Gefäß lediglich durch den differenzierten Druck von Hand und Fingern Gestalt annimmt. Eine Vase nach der anderen wird hochgezogen und jede wird zum individuellen Raumkörper. Keines der Gefäße ist gleich dem anderen, jedes hat seine eigene Gestalt, seine eigene Rundung und Öffnung, seinen eigenen Hals und Rand, seinen eigenen Übergang ins Vaseninnere.
Auf diese Weise entsteht ein Reigen von Vasen, jede mit einer eigenen „Persönlichkeit“. Werden sie in Gruppen zusammengestellt sieht man ihre Vielfalt, ihre Unterschiede, man sieht aber auch ihre Verbindung. So ähneln sie sich in ihrer formalen Klarheit, der puristischen Strenge und auch in der dezenten Farbigkeit.
Die glatten Oberflächen, auf denen sich die Drehspuren zeigen, sind in zarten, hellen Tönen gehalten. Sie kommen ohne Muster oder besondere Zeichnung aus, sind monochrom sandfarben, rosé, hellblau oder auch grau gehalten. Die äußerst differenzierten Farbnuancen entstehen durch Engoben, die von der Keramikerin mit genau dosierten Metalloxiden versetzt und vor dem Brennen auf die Tonkörper aufgebracht werden. Eine große Kennerschaft bedarf es um diese zarten Differenzierungen zu erreichen.
Die betörenden puristischen Farbklänge auf den meist matten Oberflächen schlagen in ihrem Zusammenspiel einen Bogen zur Malerei. Es verwundert nicht, dass die Keramikerin sich von dem großen italienischen Stillleben-Künstler, dem Maler Giorgio Morandi inspirieren lässt. Während Morandi in seinen unglaublich differenzierten Gemälden von Vasen, Krügen und Alltagsgefäßen eine andere Welt, einen besonderen Seelenzustand ausdrücken vermag, bleibt die Keramikkünstlerin mit ihren Gefäßen im Hier und Jetzt. Ihre Stilleben sind durchaus in der Wirklichkeit verortet, der Ton drückt Erdverbundenheit und bei aller Formschönheit den Sinn fürs Praktische aus. Die Vasen und Schalen von Astrid Graf-Noha erfreuen unsere Sinne durch ihre ästhetische Schönheit und formale Perfektion, sie sind aber auch Gebrauchsgegenstände und zur täglichen Benutzung durchaus sehr geeignet.
Astrid Graf-Noha drückt es mit ihren eignen Worten so aus: „Der sinnliche Charme des Unikats bringt Poesie in unseren Alltag“.  Die wohltuende Wirkung von schönen Dingen in unserer Umgebung kennen alle. In Staufen lässt sich einiges davon finden.

Astrid Graf-Noha – „Formschön“. Keramikmuseum Staufen, Studio-Ausstellung. Wettelbrunner Str. 3, Staufen. Bis 6.07.25.

 

Bildquellen

  • Im Studio des Keramikmuseums sind Keramiken von Astrid Graf-Noha zu sehen: © Astrid Graf-Noha