Licht und Schatten im Geiste von ZERO

Arbeiten von Heinz Mack im Museum Frieder Burda in Baden-Baden

Die Auseinandersetzung mit dem Wechselspiel von Licht und Schatten ist ein zentraler Aspekt des bildnerischen Werks von Heinz Mack (*1931); gegenstandslose Skulpturen, Bilder und insbesondere Reliefs werden ihm dabei zu Medien. Eine Ausstellung mit Reliefs aus allen Schaffensphasen dieser künstlerischen Produktion, die auch philosophisch motiviert ist, wird momentan in Baden-Baden im Frieder Burda Museum gezeigt.


Um dem Licht eine Bühne zu bieten, ist jede Art von Relief ideal, da es eine plastische Struktur aufweist. Dies stets im Blick hat Heinz Mack in den späten 1950er Jahren begonnen, ungegenständliche Skulpturen in den unterschiedlichsten Techniken und Materialien herzustellen. Sie haben ganz verschiedene Formate, manche sind klein, andere hingegen dehnen sich dann in den 1960er Jahren zur „Land Art“ aus, indem Mack etwa in den gewellten Sand der Wüste Sahara weite Felder aus kontrastiven Linien zeichnet und diese fotografiert. Die Oberfläche eines Reliefs fällt je nach gewähltem Material anders aus, reflektiert, absorbiert und verteilt das Licht auf spezifische Weise, lässt Muster und Zeichnungen entstehen – im lebendigen Wechselspiel von Beleuchtung und Schatten.

Heinz Mack während der Dreharbeiten zum Film "Tele-Mack", 1968 © VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Foto: Edwin Braun
Heinz Mack während der Dreharbeiten zum Film „Tele-Mack“, 1968
© VG Bild-Kunst, Bonn 2015; Foto: Edwin Braun

Heinz Mack, der mehrfach an der documenta mitwirkte und Deutschland 1970 auf der Biennale in Venedig vertreten hat, ist zunächst als Teil der Künstlergruppe ZERO bekannt geworden, die er 1957/58 mit Otto Piene und Günther Uecker gegründet hat. Einen Einblick in die Geschichte dieser international wichtigen Kunstbewegung der 1960er Jahre bietet das Museum Burda derzeit zusätzlich mit einer kleinen Kabinettausstellung „Fontana, ZERO und die Folgen“; hier sind etwa Werke von Lucio Fontana und Yves Klein zu sehen, die Impulsgeber für die ZERO-Gruppe und nachfolgende Künstler waren.
„Zero ist die Stille. Zero ist der Anfang. Zero ist rund. Zero ist der Anfang“, so wird die Kunst am Nullpunkt 1963 in einem Manifest der Gruppe definiert. Ihr Anliegen war die Suche nach neuen Konzepten, Techniken und Visionen, um traditionelle Gattungen zu überwinden. Dabei wurden ungewöhnliche Materialien einbezogen und etwa Kunstharz, Aluminium, Glas, Nägel und Metallteile zu monochromen Objekten arrangiert. Feuer, Rauch, Luft und Licht avancierten zu bildnerischen Mitteln, um vibrierende Bilder zu erzeugen, und reflektierende Spiegelobjekte wurden zu visuellen Erlebnisräumen gefügt und gestaltet.
Als ästhetische Gestaltungsmittel kommen dynamisierende Bildprinzipien wie Raster, Reihung und Rhythmus (vereinzelt auch einfache Motoren) hinzu, sie lassen Gegenstände und deren Konstellationen immateriell erscheinen und nehmen – auf spielerische Weise – dem Material seine Schwere. Das muss man mit allen Sinnen vor Ort erleben und dabei die subtile Präsenz von Farbe entdecken – auch die lichte Museumsarchitektur leistet dazu ihren gelungenen Beitrag.
Heinz Mack. „Licht Schatten“. Museum Frieder Burda. Lichtentaler Allee 8b. Baden-Baden. Di bis So 10 – 18 Uhr. www.museum-frieder-burda.de. Bis 20. September 2015
Cornelia Frenkel

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