Kunst, die auf der Zunge zergeht: Ailyos Art & Nature lädt zu einer Wanderung der Skulpturen in den Waadtländer Alpen ein

Zwischen den Weinbergen von Yvorne und den schroffen Höhen über Les Diablerets liegt ein Kunsterlebnis, das sich nicht in einem Museum verstauen lässt. Von Anfang Juli bis Ende Oktober verwandeln sich die Waadtländer Alpen erneut in ein offenes Atelier unter freiem Himmel: Zur genussvollen Wanderung lädt Ailyos Art & Nature mit Skulpturen aus aller Welt ein. Die achte Ausgabe von Ailyos Art & Nature steht unter dem Motto „Lassen Sie sich die Kunst schmecken!“. So wird der ästhetische Spaziergang zur sensorischen Verkostung.

„Der Geschmack ist das Genie des Talents“, schrieb einst der französische Dichter André Suarès – ein Satz, der diese Freiluftausstellung passend beschreibt. Fünf Gemeinden nehmen an Ailyos teil und präsentieren eine Reihe von Skulpturen. Leysin, das seit fünf Jahren das Label „Alpendorf des Geschmacks“ trägt, und Aigle, das zur „Stadt des Geschmacks 2025“ ernannt wurde, machen den Anfang. Aber auch Yvorne, Les Mosses und Les Diablerets stehen dem in nichts nach, denn jeder bietet sein eigenes Rezept an, damit jeder Moment der Ausstellung genossen werden kann.

Mit rund 30 teilnehmenden Künstler:innen aus der Schweiz und dem Ausland zeigt Ailyos ein vielstimmiges Spektrum zeitgenössischer Skulptur im Dialog mit der Landschaft. Mit dabei ist in diesem Jahr erneut der Münchner Bildhauer Johannes Bierling, dessen Werke oft Naturformen in abstrahierter, metallischer Strenge nachzeichnen. Seine Skulptur „roots and wings“ ist im Garten des Schlosses von Aigle zu sehen. Das zweite Werk, schlicht „ohne Titel“, steht im Weingarten von Le Caveau d’Yvorne und spielt mit Transparenz und Licht. Ein weiteres Highlight setzt der griechisch-belgische Künstler Panos Profitis, der mit rohen Materialien wie Metall, Gips und Beton arbeitet. Seine Werke wirken archaisch und gleichzeitig präzise komponiert. Diese Arbeiten stehen exemplarisch für das Ailyos-Prinzip Kunst zu zeigen, die nicht dominiert, sondern mit der Landschaft in Resonanz tritt. Darüber hinaus überrascht Ailyos mit vielfältigen Installationen wie Holz- und Lichtinstallationen, kinetischen Objekten und ortsspezifischen Werken. Sie erzeugen ein sinnliches Erlebnis aus Form und Assoziation und fügen sich dabei in Wege, Hänge, Weinterrassen und Schlossgärten ein.

Ailyos stellt an sich den Anspruch nicht nur auszustellen, sondern zu vermitteln. Jede Skulptur ist mit einem dreisprachigen Infotext versehen (Französisch, Deutsch, Englisch), QR-Codes liefern digitale Vertiefung. Für Familien, Gruppen und Schulklassen steht bald eine didaktische Datei zum Download bereit, die Anknüpfungspunkte zu Technik, Literatur, Geschichte und Wissenschaft vermittelt.

Die Ausstellung selbst ist das Ergebnis eines Zusammenschlusses von sechs Gemeinden, die seit 2018 ein Format entwickelt haben, das touristische Pfade mit künstlerischem Anspruch verbindet. Diese künstlerische Veranstaltung vervollständigt somit das regionale touristische Angebot um ein umfangreiches Kulturprojekt. Auf verschiedenen Routen, in der Ebene beginnend, ermöglichen die mitten in der Natur installierten Skulpturen Wanderern, Touristen und Kunstliebhabern, die Kreativität internationaler Künstler zu entdecken und dabei einige der Gipfel der Region zu erklimmen.

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