Film

Kennen Sie Ihre Nachbarn? Das Bildrausch Filmfest in Basel legt vom 25. bis 29. Juni seinen Fokus auf nachbarschaftliche Verhältnisse und die Grenzen dessen

Ob im Haus, der gleichen Straße, Stadt oder innerhalb der Landesgrenze: Nachbarschaft begegnet uns auf vielen Ebenen. Unser Verhältnis zu ihr ist ebenso facettenreich. Wir beobachten unsere Nachbar:innen, suchen den Austausch, reiben uns vielleicht aneinander oder gehen bewusst auf Distanz. Das Bildrausch Filmfest steht 2025 unter dem Motto „hello neighbour“ und lädt erneut zu einen bunten und fabelhaft kuratierten Filmprogramm vom 25. bis 29. Juni ins Basler Stadtkino.
Nachbarschaft wird durch Regeln, Mauern und Grenzen strukturiert. Ihre wahre Lebendigkeit – und damit auch ihre Herausforderungen – entfaltet sich erst durch soziale Unterschiede, kulturelle Prägungen und politische Einflüsse. Der Krieg bildet dabei die Eskalation, in der jede Brücke des Entgegenkommens zerstört ist und Nachbarn zu erklärten Feinden werden (sollen). Immer wiederkehrend ist die Frage: Wie begegnen wir dem “Anderssein” in unserer Kommunikation – mit Akzeptanz oder mit Ablehnung? Wo fängt Nachbarschaft an? Wo sind ihre Grenzen?
Das Filmprogramm des Bildrausch Filmfests greift diese Impulse auf und präsentiert vielschichtige Erzählungen voller Widersprüche, intimer Augenblicke und unerwarteter Perspektiven. In der Reihe „Shorts“ erweitern Kurzfilme die thematische Vielfalt und bieten Filmerlebnisse, die unter die Haut gehen.

In der Ausgabe 2025 widmet sich das Bildrausch Filmfest unserem Verhältnis zur Nachbarschaft © Piotr Dzumala

Eröffnung feiert das Bildrausch Filmfest am 25. Juni mit gleich zwei Filmen um 20:15 Uhr: Im Stadtkino Basel gehört die Leinwand den Wiener Regisseurinnen Lilith Kraxner und Milena Czernovsky. In „Bluish“ driften zwei junge Frauen durch den Alltag der Wiener Kunstszene. Sie sind einfach da, lassen sich treiben, ohne Absicht oder klar definierte Rolle. Flüchtigkeit, hinter der sich die Suche nach einer anderen Wahrnehmung verbirgt.
Zeitgleich beginnt im kult.kino „Copan“ unter der Regie von Carine Wallauer. Im Zentrum von São Paulo befindet sich das Edifício Copan – ein gigantischer Wohnblock mit 32 Stockwerken. In diesem pulsierenden Organismus wohnen 5.000 Menschen. Draußen tob der Präsidentschaftswahlkampf, drinnen der Machtkampf um die Hausverwaltung und dennoch nimmt das Leben im Edifício Copan ungeachtet dessen seinen Lauf.
In diesem Jahr widmet das Filmest dem britischen Dokumentarfilmer Marc Isaacs eine Hommage. Seit 2001 produziert Marc Isaacs Dokumentarfilme für die BBC und Channel 4. Für sein Werk wurden er u.a. mit den Grierson-, Royal Television Society- und BAFTA-Awards sowie zahlreichen internationalen Festivalpreisen ausgezeichnet. Seine Dokumentarfilme zeichnen sich durch die Nähe aus, die sie zu ihren Protagonist:innen aufbauen. Zart und unmittelbar begegnen wir in seinen Filmen Menschen an alltäglichen Orten. Der Regisseur und Kameramann filmt meist ohne Team und bleibt in den Szenen präsent. Gepaart mit seinem subtilen britischen Humor erschafft Marc Isaacs eine magische Intimität, die die Zuschauenden in ihren Bann zieht.
In einem Russland im Umbruch beginnt Masha im Frühjahr 2022, sich auf ihre Ausreise vorzubereiten. Doch die Abschiede häufen sich: Ihre Mutter stirbt an Krebs, ihr Geliebter flieht vor der Einbe-rufung, und auch ihr früheres Ich scheint sich immer weiter von ihr zu entfernen. Mit der Kamera hält sie fest, was bleibt –
Trauer, Wut und Underground. „The Shards“ ist am 26. Juni, 17:15 Uhr im Stadtkino und am 28. Juni, 12:15 Uhr im kult.kino zu sehen.
Schweizer Premiere feiert am 26. Juni, 19:45 Uhr „Dreams in Nightmares“ unter der Regie von Shatara Michelle Ford. Auf der Suche nach ihrer vermissten Freundin begeben sich drei Freundinnen auf eine Reise. Sie ringen mit den Herausforderungen des Lebens in einem Amerika, in dem Intoleranz ein Teil des Alltags ist – wieder.
Um 20 Uhr lädt am 26. Juni das Stadtkino ebenfalls zu einer Schweizer Premiere ein: „Cloud“ des japanischen Regisseurs Kiyoshi Kurosawa erzählt die Geschichte von Yoshii und entwickelt sich zu einem spannungsreichen Thriller über die Abgründe des Internethandels.
Was passiert, wenn dir dein Land genommen und der Nachbar zum Feind wird? Ein palästinensisch-israelisches Filmkollektiv dokumentiert in „No Other Land“ den Widerstand gegen die gewalttätige Vertreibung palästinensischer Dorfbewohner:innen im Westjordanland. Im Fokus steht die Freundschaft zwischen dem Aktivisten Adra Basel und dem Journalisten Yuval. „No Other Land“ gewann den Oscar für den besten Dokumentarfilm 2025 und ist am 29. Juni, 12:15 Uhr auf der Leinwand von kult.kino zu sehen.

Weitere Infos, das gesamte Programm und Tickets: www.bildrausch-basel.ch

Bildquellen

  • In der Ausgabe 2025 widmet sich das Bildrausch Filmfest unserem Verhältnis zur Nachbarschaft: © Piotr Dzumala
  • In „No Other Land“ nimmt Adra Basel Bulldozer ins Visier – und begibt sich in große Gefahren: © Immergutefilme