„Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“

Vor 90 Jahren feierte ein Meilenstein der internationalen Filmgeschichte am 1. April 1930 auf dem Ufa- Gelände in Potsdam-Babelsberg Premiere. In  „Der blaue Engel“ wurde Marlene Dietrich als Sängerin Lola beinahe über Nacht zum Weltstar. Man könnte „Der blaue Engel“ als eine durch und durch deutsche Geschichte bezeichnen, die mit Charme die damals ewigen Autoritäten entwaffnete. Der Film erzählt die Geschichte der Sängerin Lola, die auf der Bühne des „Blauen Engels“ zu bewundern ist. Der charakteristische Professor Rath verbietet seinen Schülern die Besuche ihrer Vorstellungen; doch ausgrechnet er verfällt letztendlich der Sinnlichkeit der Sängerin, zieht gemeinsam mit ihr durchs Land und macht sich auf den Bühne zum Gespött des Publikums.

„Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt. Ich kann halt lieben nur und sonst gar nichts.“

Mit diesen Zeilen sang sich die Charakterschauspielerin Marlene Dietrich in die Herzen der Zuschauer. Man erzählt sich hinter vorgehaltener Hand, dass die Schauspielerin am Set improvisierte und nur so einer der größten Filmhits aller Zeiten entstand. Dass Marlene Dietrich bis dato ein beinahe ungeschriebenes Blatt war, kann man sich heute kaum vorstellen. Tatsächlich hielt sich die gebürtige Berlinerin mit kleineren Schauspieljobs über Wasser und galt mit ihrer markanten Sinnlichkeit als eher schwierig zu portraitieren. Doch letztendlich war es genau diese Sinnlichkeit, ihre Berliner Schnauze und ihr Engagement vor der Kamera, mit denen sie sich in „Der blaue Engel“ zum Weltstar und in die Herzen der Zuschauer spielte.

Man hört viel von Eifersuchtsdramen an Filmsets. Bei „Der blaue Engel“ soll Emil Jannings, einer der damals bekanntesten deutschen Schauspieler, während der bekannten Würgeszene in der Rolle des Professors Rath die Beherrschung verloren haben. Drehabbruch und Würgemale am Hals von Dietrich noch Tage nach dem Vorfall sollen die Folge gewesen sein.

„Der blaue Engel“ ist ein Stück deutscher Filmgeschichte und portraitiert nicht nur den Beginn der Filmkarriere von Marlene Dietrich, sondern kreiert zugleich das zeitgeschichtliche Bild einer Gesellschaft im autoritären, sexuellen und gesellschaftlichen Wandel.