Heute: Bundesweiter Aktionstag gegen Tierversuche / Affenstudie zu Corona-Impfstoffen

Der Verein Ärzte gegen Tierversuche ruft am 24. Oktober zu einem bundesweiten Aktionstag für den Ausstieg aus dem Tierversuch auf. Zu diesem Anlass veranstaltet der Verein eine Vielzahl an Aktionen in 9 deutschen Städten, darunter Berlin, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln und München. Seit rund 40 Jahren veranstalten Tierschützer weltweit am 24. April den internationalen Tag zur Abschaffung der Tierversuche. In diesem Jahre mussten Live-Veranstaltungen auf Grund der Corona-Pandemie abegsagt und in den Oktober verschoben werden.
Jedes Jahr leiden und sterben mindestens 2,8 Millionen Tiere in deutschen Laboren; die Zahl hat in den letzten Jahren abgenommen, umso erschreckender ist es, dass es noch immer Labore gibt, die auf diese grausme Art der Versuchsweise zurückgreifen. Bereits heute kann auf eine große Vielfalt an Methoden zurückgegriffen werden, die das Einsetzen von Tierleben ausklammern und für den Menschen relevante Forschungserbenisse liefern. Insbesondere die Corona-Pandemie mache, laut Ärzteverein, die Dringlichkeit eines Forschungswandels deutlich. „Angesichts der Tatsache, dass Impfstoffe und Therapien möglichst zeitnah benötigt werden, können wir uns den Umweg über den Tierversuch weder zeitlich noch in Bezug auf die Effizienz leisten“, erklärt Dr. med. vet. Corina Gericke, Vizevorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche. Anstatt Frettchen und Mäuse künstlich mit Viren zu infizieren, wäre es sinnvoll, Forschung mit aus menschlichen Zellen gezüchteten Miniorganen, etwa Lunge, Darm und Minihirne, einzusetzen und zu intensivieren. „Tierversuche sind im Zeitalter von Computermodellen und Multiorganchips ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten, das im 21. Jahrhundert keinen Platz haben darf“, ist die Tierärztin überzeugt. Die Niederlande haben als erstes EU-Land ein Konzept vorgelegt, wie ein schrittweiser Ausstieg aus dem Tierversuch gelingen kann.

Überflüssige Affenstudien zu Corona-Impfstoffen

Primatenforscher in den USA haben sich zu einem fragwürdigen Projekt zusammengefunden. Demnach möchten die Forschenden potenzielle Impfstoffe gegen COVID-19, die aktuell bereits am Menschen getestet werden, nun auch in einer groß angelegten Vergleichsstudie mit Affen untersuchen. Dem zur Folge sollen zehn der vielversprechendsten COVID-19-Impfstoffkandidaten, die bereits in groß angelegten Humanstudien getestet werden, nun auch parallel in Affenstudien untersucht werden. Die Forscher*innen argumentieren, dass über die Humanstudien die Sicherheit und Wirksamkeit der Impfstoffe nicht ausreichend beurteilt werden könne. Affenstudien seien nötig, um Wirkungsweise und Nebenwirkungen besser beurteilen zu können. „Es ist selbstverständlich, dass es kein besseres Forschungsmodell für den Menschen gibt, als den Menschen selbst. Nicht ohne Grund sind bei der Medikamentenentwicklung die klinischen Testungen an menschlichen Probanden die letzte Phase vor der Zulassung“, sagt Dr. Tamara Zietek, Wissenschaftskoordinatorin bei Ärzte gegen Tierversuche. „Die Argumentation der Primatenforscher, Daten aus Humanstudien zu COVID-19-Impfstoffen seien nun nicht zuverlässig genug und müssten durch Affenstudien ergänzt oder bestätigt werden, ist daher nicht nachvollziehbar. Die Vermutung liegt nahe, dass hier eigenes Forschungsinteresse und die Akquise von Forschungsgeldern im Vordergrund stehen“, kritisiert Frau Dr. Zietek,
Geleitet wird das Vorhaben vom nationalen Primatenforschungszentrum in Oregon, beteiligt sind 6 weitere US-Primatenzentren. Die Forscher beantragten für ihr Vorhaben 10 Millionen Dollar von der US-Regierung, die bislang allerdings abgelehnt wurden. Hochrangige US-Wissenschaftler äußern sich kritisch zu dem umstrittenen Vorhaben, so auch Moncef Slaoui, der leitende wissenschaftliche Berater des 10 Milliarden Dollar schweren US-Forschungsprogramms Warp Speed zur Entwicklung eines COVID-19-Impfstoffs. Slaoui glaubt nicht, dass die geplante Affenstudie einen Mehrwert generiert. „Wenn bereits klinische Phase III-Studien mit Tausenden menschlichen Probanden laufen, sind diese Ergebnisse 100 Mal aussagekräftiger als Daten aus Primatenstudien“, gibt er zu bedenken. Anthony Fauci, Leiter des NIAID (National Institute of Allergy and Infectious Diseases), weist zudem darauf hin, dass bei der Impfstoffentwicklung Daten aus Tierversuchen grundsätzlich schlecht auf den Menschen übertragbar seien.

Die lokalen Arbeitsgruppen des Ärztevereins organisieren in neun Städten Infostände, Mahnwachen, Silent Lines und Demos, um der Forderung Nachdruck zu verleihen.
Weitere Infos: www.tag-zur-abschaffung-der-tierversuche.de
Quelle: Cohen J. A call to test new vaccines head to head, in monkeys. Science 2020; 370: 154-155

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