Genossenschaftlicher Mieterstrom auf Holzhochhaus in Freiburg Weingarten

Die Solar-Bürger-Genossenschaft eG mit Sitz in Freiburg gehört zu den drei ältesten Energieproduktionsgenossenschaften, die in Deutschland Photovoltaikanlagen betreiben. Seit ihrer Gründung 2005 setzt sie sich für lokale Projekte ein, die die erneuerbare Energieversorgung vorantreiben und zur lokalen Wertschöpfung beitragen. Zu den neusten Vorzeigeprojekten gehört eine Mieterstromanlage in Freiburg-Weingarten auf einem Öko-Gebäude der zukunftsweisenden Art, einem Holzhochhaus.
Am 29. September 2021 fand die jährliche Generalversammlung der Solar-Bürger-Genossenschaft eG in den Räumen der sutter³ GmbH in Freiburg-Littenweiler statt. Trotz vieler Erneuerungen und Investitionen konnte ein Jahresüberschuss in Höhe von 11.448,94 Euro erwirtschaftet werden. Die Mitglieder beschlossen auf Vorschlag des Vorstands eine Ausschüttung von 2,5% auf die Genossenschaftsanteile. Anfang des Jahres beliefen sich diese auf 369.500 Euro von 236 Mitgliedern.
Die meisten der gegenwärtig 15 PV-Anlagen der Bürgerenergiegenossenschaft sind als Mieterstromprojekte umgesetzt. Vier weitere befinden sich in der Umsetzung – und es werden immer mehr. Neben Bankkrediten finanziert sie die Solargeno – so die Abkürzung – ergänzend mit qualifizierten Nachrangdarlehen der Mitglieder. Zu den neuen Anlagen gehört eine Photovoltaikanlage am Else-Liefmann-Platz in Freiburg. Dort sind 52,87 kWp auf einem acht Stockwerke hohen, ressourcenschonenden, komplett in Holzbauweise gefertigtem Hochhaus mit Wohnungen, Laden, Café und Kita gebaut – einzigartig in Deutschland.
Die Stromversorgung für die meisten der 32 Wohnungen erfolgt durch die Genossenschaft. Die Investitionskosten liegen bei 1.363 Euro/kWp, insgesamt bei 85.000 Euro bei einem zugrunde gelegten Jahresertrag von 970 kWh. Installiert wurde die Anlage bereits zum 15. April. Der vollständige Bezug der Wohnungen wird bis Ende November 2021 abgeschlossen sein. Die frühe Installation erfolgte, weil so das zu dem Zeitpunkt stehende Baugerüst genutzt werden konnte.
Das Projekt lässt sich als „fortgeschrittenes Mieterstromprojekt“ charakterisieren. Gründe dafür liegen nicht nur in der Installation auf einem Hochhaus und den besonders hohen und teuren Anforderungen durch die Brandschutzauflagen, sondern auch weil keine in sich geschlossene Mietergemeinschaft in Form eines gemeinschaftlichen Wohnprojekts versorgt wird. Die Solar-Bürger-Genossenschaft muss jeden neuen Bewohner als Kunden gewinnen und dabei Wünschen, Vorbehalten und Anforderungen der einzelnen Mieterinnen und Mieter gerecht werden. Das ist bisher gut gelungen.
Der Strombezug von der Solar-Bürger-Genossenschaft erweist sich für die Bewohner allerdings auch als attraktiv. Nicht nur der Strom vom Dach, sondern der gesamte Strom ist Ökostrom. Die Mieterinnen und Mieter tragen durch dessen Nutzung nicht nur zum Klimaschutz bei, sondern ihre Stromkosten liegen auch noch unter dem Grundversorgungstarif. Zudem ist mit der Stromversorgung vom Dach, abgerechnet über einen Gesamtstromliefervertrag, keinerlei zusätzlicher Aufwand verbunden.
Die Solar-Bürger-Genossenschaft sieht sich nicht nur durch das Vorzeigeprojekt auf dem Holzhochhaus in ihrem eingeschlagenen Weg bestätigt. Mit der verstärkt wachsenden Anzahl ihrer Mieterstromprojekte trägt sie erfolgreich zur dezentralen, bürgergetragenen Energiewende bei. Zunehmend fragen Hausverwaltungen und Bauträger bei der Genossenschaft an, um mit ihr Mieterstromprojekte zu verwirklichen. Bei Neubauprojekten können die Eigentümer dadurch leichter die Anforderungen der Effizienzhaus-Stufen 40 Plus, 40 oder 55 für die KFW-Förderungen erfüllen. In anderer Ausprägung gilt dies ebenfalls für Bestandsimmobilien aufgrund der Erfordernisse nach dem seit Anfang November 2020 gültigen Gebäudeenergiegesetz (GEG).

Burghard Flieger

Bildquellen

  • Aufsichtsrat und Vorstand der Solar-Bürger-Genossenschaft: Foto: Solar-Bürger-Genossenschaft