Fruchtland thematisiert dieses Jahr Flachs und nachhaltige Mode

Das Zentrum Paul Klee lebt Tag und Nacht. Insekten, Spinnen, Eidechsen, Erdkröten aber auch Igel, Hermeline
und Hauswiesel tummeln sich in der Natur rund um die drei Hügel des Gebäudes. Ihr Zuhause ist das „Fruchtland“. Das Projekt fördert Biodiversität und verbindet aktuelle Fragen rund um die nachhaltige Landwirtschaft mit gemeinschaftlichen Projekten. Dabei entstehen Demofelder mit Faser- und essbaren Pflanzen. Erstmals wird dieses Jahr auch ein Gemeinschaftsgarten initiiert. Das Schwerpunktthema 2021 ist Flachs, eine Pflanze die in der nachhaltigen Modebranche im Trend liegt.
Renzo Piano entwarf das Zentrum Paul Klee als „Landschaftsskulptur“, die sowohl die Architektur als auch das angrenzende Umland umfasst. Seit 2015 thematisiert das Zentrum Paul Klee mit dem Projekt „Fruchtland“ die Bewirtschaftung des Umlands und schlägt Brücken zwischen Kunst und Natur sowie Kultur und Agrikultur. Dabei wird nach nachhaltig-ökologischen Kriterien schonend bewirtschaftet und die Biodiversität aktiv gefördert. Der Name bezieht sich auf Klees Aquarell „Monument im Fruchtland“ von 1929. Für Paul Klee (1879–1940) ist Natur die Grundlage allen künstlerischen Schaffens. Die Schönheit und Vielfalt, aber auch die Strukturen und Prozesse der Natur faszinierten und inspirierten ihn. Er wollte die Prinzipien sichtbar machen, welche den Dingen eigen sind, um schlussendlich die Schöpfung selbst erkennbar zu machen: „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar“.

Fast und Slow Fashion: Schweizer Flachs
Die Modebranche produziert Kleidung immer schneller und günstiger. Die Situation von Arbeiter*innen wie auch der Umwelt ist dabei oft zweitrangig. Mit dem grossflächigen Anbau von Flachs thematisiert das Zentrum Paul Klee im Rahmen von „Fruchtland“ diese und weitere Aspekte. Durch Themen wie Klimawandel und Nachhaltigkeit hat die heimische Pflanze an Aktualität gewonnen, denn ihr Anbau ist nachhaltig und schont Ressourcen. Flachs ist eine alte und traditionelle Faserpflanze, die bis nach dem Zweiten Weltkrieg auch in der Schweiz weit verbreitet war. Baumwolle und schließlich einfach zu verarbeitende synthetische Fasern verdrängten ihn.
Aus den Flachsfasern lässt sich Garn gewinnen aus dem robuste Stoffe gefertigt werden. Auch als Dämm- und Isoliermaterial sind die Fasern sehr beliebt. Die Leinsamen bieten wertvolle ungesättigte Fettsäuren, können roh verzehrt werden oder verarbeitet als Speiseöl. Auch als Öl für Lampen diente Leinöl, und in der Kunst wird Flachs vielseitig eingesetzt: der Holzanteil der Stängel kann zu Papier oder Leinwand verarbeitet werden, das Leinöl dient als Bindemittel, zum Verdünnen von Farbe oder als Firnis.
Die Firma Swissflax baut seit 2014 im Emmental wieder Flachs an. Sie will den Anbau von Flachs in der Schweiz fördern. Denn die heimische Pflanze gedeiht gut im hiesigen Klima, die Transportwege sind kurz und die Verarbeitung findet in der Schweiz statt. Auf dem Ackerfeld hinter dem Zentrum Paul Klee wurde dieses Jahr gemeinsam mit SwissFlax und dem Landwirt Ruedi Krähenbühl Flachs angebaut. Im Begleitprogramm zu „Fruchtland“ wird mit Expert*innen die ganze Verwertungskette vom Anbau bis zum Konsum und der Verwendung von Flachs und Leinen durch Kunstschaffende beleuchtet. Vor- und Nachteile von Anbau und Verarbeitung von Flachs im Vergleich mit anderen Faserpflanzen bis hin zur Nachhaltigkeit in der Mode- und Textilbranche werden ebenfalls angesprochen.

Ökosystem Fruchtland und Gemeinschaftsgarten
Totholz, eine Trockenmauer und über 50 Pflanzenarten sorgen für einen paradiesischen Lebensraum für Insekten und Kleintiere. Ein Haufen Äste, sogenanntes Totholz laden dazu ein diverse Tiere zu beobachten. Dort tummeln sich Insekten, Spinnen, Eidechsen und Igel. Sie finden entweder einen Unterschlupf oder ernähren sich direkt vom Holz wie etwa Käferlarven. In den Gängen, die sie ins Holz fressen, können sich wieder andere Tiere wie Wildbienen einnisten. Das Fruchtland fördert insbesondere auch die seltene Dunkle Biene. Sie wurde von anderen Arten verdrängt, obwohl sie sich besonders gut für das Klima in der Schweiz eignet. Bienenschaukasten ermöglichen es die Tiere bei ihrer Arbeit zu beobachten. Sträucher, Wildrosen und blütenreiche Wiesen auf dem Areal sorgen dafür, dass die Bienen und andere Insekten immer Futter finden.
Das Areal rund um das Zentrum Paul Klee lädt dazu ein, sich mit Picknickdecke und Lupe auf eine kleine Safari zu begeben.

Weitere Infos: www.zpk.org

Bildquellen

  • Flachsblume: Foto: zpk
  • Flachsernte: Foto: Zentrum Paul Klee