Frau ohne Menstruationshintergrund: Der feministische Salon Basel lädt zum Dialog in die Kaserne Basel

Kuratiert von Katha Baur, Caroline Faust, Franca Schaad und Franziska Schutzbach lädt der feministische Salon Basel möglichst einmal im Monat zu Veranstaltungsformaten in die Kaserne Basel. Im Mittelpunkt dieser Abende stehen queer-feministische Themen und jene Menschen, die genau diese repräsentieren. Denn anders als in manch großer Fernseh-Talk-Show wird hier nicht über FLINTA Personen (Frauen, Lesben, Inter-, Nichtbinäre-, Trans- und Agender Menschen) gesprochen, sondern mit ihnen. Diese zunächst klein klingende Nuance macht einen Unterschied. Denn was passiert, wenn wir den Menschen, die in unserer Gesellschaft nur selten zu Wort kommen, eine Bühne geben? Und nein, damit meine ich nicht, dass wir nicht über queer-feministische Themen sprechen würden. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass Debatten über Gender, Feminismus und Co so manch einer Person bereits aus dem Hals hängen. Die Frage, die wir uns jedoch stellen müssen, ist diese: Haben wir diese Debatten und Gespräche richtig geführt? Oder existiert vielmehr ein Diskurs, gespickt mit Halbwahrheiten und populistischen Aussagen, die uns mehr auseinandertreiben sollen, als das zu tun, für was Feminismus eigentlich steht: Gleichberechtigung.
Beginnen wir also noch einmal von vorne: Aufklärung. Hierzu hat der feministische Salon Basel am 14. März zu einem aufklärenden Abend geladen. Thema: Trans* Geschlechtlichkeit und Feminismus. Der Rossstall I, so der Name des Veranstaltungsraumes in der Kaserne, ist kurz vor Beginn restlos gefüllt. Manche sitzen bereits auf bankähnlichen Überständen die aus den Wänden kommen, andere stehen im hinteren Teil eng beieinander. Auf Niederschwelligkeit wird wert gelegt, so ist der Eintritt kostenfrei, am Ende der Veranstaltung wird bei den Ausgängen der klassische Hut herumgereicht – Spenden sind willkommen, denn darüber finanziert sich der Salon. Der Abend beginnt mit einem Redebeitrag von Michaela Dudley – Kabarettistin, promovierte Juristin und Transfrau mit afroamerikanischen Wurzeln.

Blacktivistin und Diversity Beraterin Dr. Michaela Dudley
Bild: Dr. Michaela Dudley

„Ich bin eine Frau ohne Menstruationshintergrund, aber mit Herzblut. (…) Das ist auch eine Art ERkenntnis oder SIEkenntnis. Diversität ist nicht einfach, sondern mehrfach schön. Kein Irrgarten, sondern ein WIRgarten. Wie kann es überhaupt einen Feminismus ohne Diversität geben? Den Feminismus zu kultivieren, bedeutet nicht nur, den ersten Spatenstich zu machen, sondern den Boden zu pflügen und zu pflegen. Wie bei der Gartenarbeit: die schönsten Gärten sind bunt und verfügen über einen Boden, der eine tiefe Verwurzelung zulässt. Einheimische und – ich sag mal – Transplantierte wachsen gemeinsam über sich hinaus. Dieser blühenden Utopie stehen einige Antagonist:innen im Wege. Es sind Zeitgenoss:innen, viel mehr Steinzeitgenoss:innen mit transphoben Ansichten. Diese reichen von sturer Skepsis bis hin zu Überzeugungen die, wie ein toxischer Boden, von Propaganda und Pseudowissenschaft genährt werden. Wenn wir den Begriff Transphobie benutzen, dann mit Vorbehalt. Denn die Phobie bedeutet Angst, aber in der Praxis artikuliert sich diese Angst allzu oft als Hass und Hetze.“

Michaela Dudley ist live aus Berlin zugeschaltet und erntet für ihren Einstieg tosenden Applaus. Auch ihre Gesprächspartner:innen auf der Bühne der Kaserne applaudieren. Darunter Yv Nay mit Forschungsschwerpunkten in Geschlechtertheorien, Queer Theory, Trans* Studies und Familienforschung, Jurist Alecs Recher (Team der Rechtsberatung des Transgender Network Switzerland), Soziologin und Geschlechterforscherin Franziska Schutzbach sowie Sozialarbeiter:in Katha Baur. Moderiert wird der Abend von Shelley Berlowitz (Projektleiterin der Fachstelle Gleichstellung der Stadt Zürich).
Es wird ein langer Abend werden. Insgesamt 105 Minuten präsentieren die Teilnehmer:innen ihre Forschungs- und Lebensperspektiven, zumeist zum synchron zustimmenden Nicken ihrer Sitznachbar:innen. Nun könnte gemunkelt werden, das Publikum wäre nach spätestens 60 Minuten konstanter Redebeiträge ermüdet – das Gegenteil ist der Fall. Nachdem das letzte Wort auf der Bühne gefallen ist, versammeln sich Besucher:innen an der Bar der Kaserne. Was dort entsteht, ist vielleicht das, was dem Bühnengespräch an manchen Stellen gefehlt hat: ein kontroverser Diskurs. Zugleich bildet sich aber auch das, was ein feministischer Salon vielleicht in erster Linie sein möchte: Ein Ort der Zusammenkunft.

Weitere Infos: www.kaserne-basel.ch/feministischer-salon-basel

Bildquellen

  • Blacktivistin und Diversity Beraterin Dr. Michaela Dudley: Bild: Dr. Michaela Dudley Dr. Michaela Dudley
  • Caroline Faust, Katha Baur, Franziska Schutzbach und Franca Schaad: © Céline Barricella