Engagiert Euch – Nachhaltige Gedanken von Stéphane Hessel

Vor über einem Jahr war Stéphane Hessel durch sein Manifest „Empört Euch!“ in aller Munde; mit dem nachfolgenden Titel „Engagiert Euch“ setzt er sein damaliges Plädoyer für Verantwortung und Zivilcourage fort. Das schmale Buch besteht wesentlich aus einem Gespräch, das der über neunzigjährige Stéphane Hessel mit dem jungen Journalisten und Umweltaktivisten Gilles Vanderpooten geführt hat. Nachhaltige Entwicklungspolitik, Ökologie und demokratische Grundwerte sind ihre Themen. Im Anhang ist die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ abgedruckt, an deren Entwicklung Hessel 1948 als Mitarbeiter der Uno beteiligt war. Geschichte erinnern und daraus einen Appell an die nächste Generation abzuleiten, das ist Hessels Anliegen. Seine Argumente scheinen einfach; doch selbst wenn sie einem nicht immer gefallen, ihre Überzeugungskraft gewinnen sie zuletzt aus der Lebensgeschichte dieses engagierten Demokraten.
Eben diese Lebensgeschichte, niedergelegt in der Autobiographie „Tanz mit dem Jahrhundert“, wurde nun endlich als Taschenbuch aufgelegt. Wie sich bei Stéphane Hessel  Persönliches mit weltgeschichtlichen Ereignissen überschneidet, darf erstaunen. 1917 in Berlin geboren, emigrierte er 1924 mit seiner Familie nach Frankreich. Nur knapp überlebte der Widerstandskämpfer die NS-Diktatur, danach war er als Mitarbeiter der UNO und französischer  Diplomat international aktiv, in New York, Genf, Algier und Saigon. Bis heute bewegt er sich in mehreren Sprachen und verfügt über ein phantastisches Gedächtnis. Dass auch Liebe, Ehe und Kinder  nicht zu kurz kamen, all das erzählt „Tanz mit dem Jahrhundert“ leicht und präzise.
Stéphane Hessels Eltern, Helen und Franz, haben als Schriftsteller und Übersetzer das intellektuelle Deutschland des 20. Jahrhunderts mitgeprägt; Franz Hessel schrieb 1929 etwa das extraordinäre Buch „Spazieren in Berlin“. Soeben wurde es in einer ansprechenden Neuauflage ediert, mit einem Geleitwort seines Sohnes. Bis heute beeindruckt und inspiriert, was Franz Hessel über sein Spazierengehen in Berlin notierte; der Leser befindet sich mittendrin und sieht sich an die Hand genommen von der Empfehlung: „…ein wenig Müßiggang und Genuss lernen und das Ding Berlin in seinem Neben- und Durcheinander von Kostbarem und Garstigem, Solidem und Unechtem, Komischem und Respektablem so lange anschauen, liebgewinnen und schön finden, bis es schön ist“. So bestimmt das Bewusstsein das Sein und nicht umgekehrt − das trifft auch insgesamt auf diese Familiensaga zu.
„Engagiert Euch!“ – Stéphane Hessel im Gespräch mit Gilles Vanderpooten, aus dem Französischen von Michael Kogon. Ullstein Verlag, Berlin 2011. 61 S.
Stéphane Hessel. Tanz mit dem Jahrhundert. Erinnerungen. Aus dem Französischen von Roseli und Saskia Bontjes van Beek. List Verlag Berlin 2011. 400 S.
Franz Hessel. Spazieren in Berlin. Geleitwort von Stéphane Hessel, Nachwort von Bernd Witte. Verlag für Berlin-Brandenburg. Berlin 2011. 240 S.

Bildquellen

  • FG0117: Stephane Hessel Paris 2002

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