Die Galerie Meier in Freiburg präsentiert „Schnee von gestern…und heute“

„Schnee von gestern…und heute“ nimmt seit 2004 einen festen Platz ein im Ausstellungsprogramm der Galerie Meier. Jedes Jahr wieder fasziniert diese Winterausstellung die unterschiedlichsten Besucher*innen. Die Verbindung von Alt und Neu umspannt das Spektrum der Galerie und zeigt zugleich eine besondere Facette der Landschaftsmalerei: Winterbilder.
Focus ist der südliche Schwarzwald. Im Erdgeschoss der Galerie werden die bekannten, traditionellen Landschaftsmaler des frühen 20. Jahrhunderts gezeigt: Herrmann Dischler und Karl Hauptmann. Beide erkundeten, zunächst ausgehend von Freiburg, die Schwarzwaldhöhen. Vor allem auf Skiern bewegten sie sich in der verschneiten Landschaft. Beide waren gute Langläufer und Freiluftmaler und beide haben schließlich ein Domizil, bzw. eine Hütte im Schwarzwald erworben. Der eine in Hinterzarten, der andere am Herzogenhorn. Dischlers Blick auf St. Märgen, seine Sicht auf Hofsgrund während der Schneeschmelze, sind feinfühlige, farbsensible Naturstudien. Auch von Karl Hauptmann ist eine Auswahl seiner bekannten Motive ausgestellt: Bauernhäuser und tief verschneite Landschaften mit Tannen, vom Schnee überzogen wie mit Zuckerguss.
Eine Neuentdeckung ist der weitgehend in Vergessenheit geratene Karl Bartels. Seine Bilder von den 20er Jahren an bis in sein letztes Lebensjahr 1944 sind von großer Qualität und dichter Atmosphäre. Interessant und ein wenig düster ist ein Bild von drei Raben im Schnee. Der Blick von den Höhen des Hotzenwalds nach Süden auf die verschneiten Alpen und die Ansichten von Todmoos und Herrischried, wo er nach häufigen Ortswechseln und wirtschaftlicher Not ein Haus zum Leben gefunden hatte, sind eine Entdeckung. Bartels künstlerischer Nachlass ist traurigerweise zu großen Teilen durch einen Brand vernichtet worden. Umso interessanter ist die seltene Möglichkeit, Bilder von ihm kennenzulernen.

Celso Martinez Naves, „Chalampé 3“, 2016, Öl auf Leinwand, 40 x 60 cm

Im Obergeschoss geht es in die Gegenwart. Mit den Malern Celso Martínez Naves, Harry Meyer, Christopher Lehmpfuhl und Wolfram Scheffel zeigt die Galerie vier Individualisten, die Meister auf der Leinwand sind im Umgang mit Schnee. Die beiden Künstler Christopher Lehmpfuhl aus Berlin und Harry Meyer, der bei Augsburg lebt, benutzen die Ölfarbe als Materie, die zentimeterdick auf die Leinwand aufgetragen wird, wobei Christopher Lehmpfuhl keine Pinsel verwendet und direkt mit den Händen arbeitet. Die Bildoberfläche wird zum Relief und die Landschaft in ihren Strukturen quasi nachempfunden. Allein diese Farbpräsenz kann den Betrachter überwältigen. Sieht man die unter ihrer expressiven Farblast gebeugten Tannen von Harry Meyer, erinnert man sich unwillkürlich an die dick mit Schnee überzogenen Tannen von Karl Hauptmann im Erdgeschoss.
Der in Freiburg lebende Celso Martínez Naves geht mit dem Schnee ganz anders um. In seiner fein differenzierten, fast filigranen Malweise scheint er förmlich auf den Schnee zu warten. Die besondere Atmosphäre, wenn über Nacht plötzlich alles weiß wird und die Geräusche nur noch gedämpft zu hören sind, diese Sinneseindrücke materialisieren sich geradezu in seinen Bildern. Für ihn sind nicht nur die Bäume und der Wald  ein Wintermotiv, sondern auch die Räumfahrzeuge auf der Autobahn mit ihren rot-gelben Lichtern, verschneite Bahngleise, die von Lampen erleuchteten S-Bahn Anlagen in der frühen Dämmerung und eine alte, vor sich hinträumende Industrie-Anlage in Chalampé, direkt am Rhein.

Wolfram Scheffel „Gegenlicht (Spießhorn)“, 2020, Öl auf Leinwand, 50 x 70 cm

Vis-à-vis zu den Bildern von Celso Martínez Naves hängen die Bilder von Wolfram Scheffel. Bei aller Unterschiedlichkeit verbindet die beiden Künstler eine genaue Beobachtung der Natur. Der exakte Blick und die Übertragung des Gesehenen in eine abstrahierte Essenz der Landschaft ist ein Charakteristikum der Winterbilder von Wolfram Scheffel. Der Schnee mit seinen starken Kontrastmöglichkeiten zur Vegetation, den stilisierten Tannen und Sträuchern mit ihren farbigen, oft tiefblau bis violett gefärbten Schatten, ist ein Motiv, das den Künstler jeden Winter wieder fasziniert und zu immer neuen Schneebildern anregt. Auch wenn das Jahr sich langsam vom Winter verabschiedet, sollte man sich diese schöne Präsentation nicht entgehen lassen, zumal „Schneeschmelze“ und zwischen Grün versteckter „Frühschnee“ mit eigenen Reizen locken.

„Schnee von gestern…und heute“ – Galerie Meier Freiburg. Bis 28. März 2021.
Weitere Infos: www.galerie-meier-freiburg.de

Bildquellen

  • Karl Bartels „Hochschwarzwald“ 1928, 70 x 100 cm; Öl auf Leinwand: Galerie Meier Freiburg