Das Museum für neue Kunst Freiburg widmet Friedmann Hahn eine Ausstellung

Friedemann Hahn: „Der Tod des Malers“, 2020 Foto: Ina Steinhausen

Es war wohl nur eine Frage der Zeit bis Friedemann Hahn Bob Ross entdecken würde. Der bekannte TV-Star hat unzählige zu Hobbymalern gemacht. Jeder, so war sein Credo, ist in der Lage ein Bild zu malen. Und so hat nicht nur er, sondern auch die Besucher seiner Kurse und die Zuschauer seiner Fernsehsendungen unzählige kitschige Sonnenauf- und -untergänge sowie das bekannte Spektrum idealtypischer amerikanischer Landschaften reproduziert. „Make it look like a real painting“ lautete sein Slogan. Diese unerschütterliche Gewissheit etwas zu schaffen, was wie ein richtiges Bild aussieht, muss für Maler zumindest ambivalent sein. Bei Friedemann Hahn jedoch kommt hinzu, dass der ehemalige Dreher-Schüler sich an Illusionisten aller Art abarbeitet: Filmschaffende, Literaten und die Landschaft. Die Auseinandersetzung mit unserem kulturellen Archiv einerseits, andererseits wirkliche Bilder zu schaffen, könnte eine Lebensaufgabe sein.
Friedemann Hahn geriet vor einigen Jahren dann doch in eine Schaffenskrise. Er rettet sich aus ihr durch das Schreiben, was immer seine zweite Lebensaufgabe war und durch die Auseinandersetzung mit Vorbildern. In der Ausstellung Friedemann Hahn „Foresta Nera“, die derzeit im Museum für neue Kunst gezeigt wird, sind also einige neue Arbeiten zu sehen. Und auch die beiden Bilder „Bergsee“ (2003) und „Foresta Nera“ (2009) sind darunter. Wüsste man nichts von diesem Einfluss, man sähe darin ein Exempel der malerischen Mittel Friedemann Hahns. Eine grüne, mit Ocker und Blau durchzogene Fläche durchbricht etwa in der horizontalen Mitte das Bild. Vor ihr scheinen die senkrechten Pinselstriche zurückzutreten, an denen kurze Zweige sind. Die Grundfarbe ist von einem tiefen Blau. Wer hier einen Bergsee sehen will, sieht ihn, doch man hat es eben auch mit abstrakter Malerei zu tun. Die kleine Einzelschau, die das Museum dem Künstler widmet, der lange mit dem Schwarzwald verbunden war, ihn seit einigen Jahren nun schon mit Norddeutschland eingetauscht hat, wirkt wie eine Studienausstellung. Manche der Bilder lehnen an Tischen ausgestellt an der Wand, vor sich die entsprechenden Kataloge zum Weiterlesen. Und zugleich schafft sie Zusammenhänge, etwa indem sie seine malerischen Ausein-andersetzungen mit Filmplakaten zusammen zeigt.
Das alles ist noch immer großes Pathos. Man erinnere sich an die Bilder erhabener Kinomomente, die Friedemann Hahn stürmisch und plakativ malte. Nun sind sie anderen Figuren gewichen, etwa dem Kriminalautor Friedrich Glauser, dem Mordopfer Elisabeth Short, dem japanischen Autor Yukio Mishima. Sie kannten sich mit etwas aus, was vermutlich nicht in Bob Ross‘ Wortschatz vorkam, dem Scheitern.

Foresta Nera. Eine Ausstellung zu ausgewählten Werken von Friedemann Hahn. Museum für neue Kunst, Marienstr. 10a, Freiburg. Di-So 10-17 Uhr, Do 10-19 Uhr. Bis 29. August. Weitere Infos zur Corona-Lage unter www.freiburg.de/museen

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