Auf der Suche nach den Tätern: Grafic Novel „Beate und Serge Klarsfeld. Die Nazijäger“

Bilderzählungen sind ein gutes Medium, um die jüngere Generation für ein Sachthema anzusprechen, das versucht die Graphic Novel „Beate & Serge Klarsfeld. DIE NAZIJÄGER“. Schon der Titel deutet an, dass dieses außergewöhnliche Duo Spannungsreiches vollbracht hat, woraus eine Geschichte entsteht, die auf Thrillerkitsch getrost verzichten kann, denn sie führten einen gefährlichen Kampf gegen größte Widerstände: da sie nie akzeptiert haben, dass Verbrechen verharmlost werden und NS-Täter einfach davonkommen, begannen sie diese aufzuspüren. Der Autor Pascal Bresson und der Zeichner Sylvain Dorange zeigen dies mit Text und Bild auf, nicht ohne Humor. Ihre Erzählung bezieht sporadisch Privates ein, ergibt aber insbesondere einen Rückblick auf die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, in der Beate und Serge Klarsfeld zu den politischen Personen gehörten, die es sich nicht leicht machten.
Die Wege von Serge Klarsfeld (*1935), der als Kind knapp den deutschen Besatzern entkam, während sein Vater deportiert wurde, und Beate A. Künzel (*1939 Berlin) kreuzten sich 1960 in Paris. Aus ihrer Liebe wurde bald eine Familie, in der die Auseinandersetzung mit NS-Verbrechen ins Zentrum rückte. Zunächst kritisierte Beate etwa in der Zeitschrift „Combat“, dass Georg Kiesinger, der seine Nazivergangenheit kaschierte, zum Bundeskanzler gewählt wird. Daraufhin wurde sie beim deutsch-französischen Jugendwerk (OFAJ) entlassen. Um ihren Protest gegen die NS-Verstrickung der jungen Bundesrepublik öffentlich zu machen, unternahm sie 1968 die berühmte Ohrfeige, die nicht nur ein enormes Medienecho hervorrief. Unbeirrt führte das Ehepaar Klarsfeld seinen strapaziösen Kampf fort, erstellte Prozessakten und machte Täter ausfindig, die im Nahen Osten, in Südamerika und in der BRD straffrei lebten, darunter die Herren Hagen, Heinrichsohn, Lischka und Brunner, und erreichten z.B., dass der ehemalige Gestapo-Chef von Lyon, Klaus Barbie, der in Bolivien lebte, vor Gericht gestellt wurde. Morddrohungen, bürokratische Hindernisse und Gefängnisstrafen vermochten sie nicht einzuschüchtern. Sie zogen Kriminelle zur Verantwortung, traten für die Rechte der Geschädigten ein, entrissen die Opfer der Shoah dem Vergessen und erarbeiteten historische Standardwerke wie „Vichy – Auschwitz“. In den letzten Jahren söhnten sie sich mit Deutschland aus, erhielten 2015 das Bundesverdienstkreuz für ihr Lebenswerk und wurden zu UNESCO-Sonderbotschaftern ernannt. All dies macht die Graphic Novel anschaulich und regt zu kritischem Denken an.

Pascal Bresson & Sylvain Dorange. BEATE & SERGE KLARSFELD. DIE NAZIJÄGER. Aus dem Frz. von Christiane Bartelsen. 208 S., farbig. Carlsen Verlag 2021

Bildquellen

  • Beate und Serge Klarsfeld: Die Nazi-Jäger: Eine Graphic Novel über den Kampf gegen das Vergessen.indd: Bildrechte: Carlsen/Sylvain Dorange
  • Beate und Serge Klarsfeld: Die Nazi-Jäger: Eine Graphic Novel über den Kampf gegen das Vergessen: Bildrechte: Carlsen/Sylvain Dorange