Erst die Biene, dann der Wein und dann der Mensch?

Foto: Nabu

Es gibt Themen, die gehen uns alle an. Dazu gehört derzeit das schnelle Sterben der Insekten, ganz besonders der Bienen. Es ist kaum glaublich, aber wahr. Bienen und andere Blütenbestäuber tragen wesentlich zum Erhalt unserer Kultur- und Landwirtschaft bei. Ohne sie keine Verbreitung, kein Erhalt, keine Vielfalt der Pflanzen und daher auf Dauer auch keinen Wein! In Europa sind in den letzten Jahren bereits 10 Prozent aller Bienen dahingerafft worden, in den USA 30 Prozent und im Nahen Osten schon 80 Prozent. Wer ist schuld, wer ist verantwortlich? In fast allen Fällen der Mensch. Genaueres wird, da das Bewusstsein für die Fakten hier noch immer nur einen Augenmerk am Rande darstellt, viel zu wenig erforscht. Sind es Krankheiten, industrielle Monokultur-Landschaften, Pestizide, Luftverschmutzung, Klimawandel, das Wegbrechen von Lebensräumen, der Wahnsinn explosiver menschlicher Bevölkerungszunahme? Aufzuhalten scheint das ganze Dilemma nur, wenn jede/r Einzelne egoistische Gründe für „ein weiter so“ zurückstellt. Natürlich ist es verständlich, wenn Bauernverbände monieren „was nützt es, wenn die Bienen bleiben, wir aber aufgrund der Dutzenden von Auflagen wirtschaftlich am Ende sein werden“?
Im Bundesland Baden-Württemberg haben die beiden Berufs- imker David Gerstmeier und Tobias Miltenberger seit dem Jahr 2016 das „Freie Institut für ökologische Bienenhaltung pro Biene“ gegründet. Zusammen mit bekannten Organisatoren wie NABU, BUND, BW, ÖDP, Slow Food, Demeter, Naturland, Fridays for Future, Bäuerlicher Erzeuger-Gemeinschaft Schwäbisch-Hall, Naturata, GLS-Bank und Waschbär haben sie das Volksbegehren Artenschutz „Rettet die Bienen“ auf den Weg gebracht. Weitere mehr als 120 Verbände und Vereinigungen unterstützen diese Forderungen.
Was will der Volksantrag erreichen? Den Ausbau der Ökolandwirtschaft auf 30 bis 40 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen bis 2030, 40 bis 50 Prozent weniger chemische Pestizide wären hierfür die Voraussetzung. Verbot aller Pestizide in Naturschutzgebieten und Privatgärten lautet eine Forderung und der Ausbau von Biotopen auf 15 Prozent der Gesamtlandesflächen. Last not least fordern die Initiativen 62 Millionen Euro vom Land BW für die beiden kommenden Jahre.
Wir haben versucht punktuelle und aktuelle Stellungnahmen der badischen Weinwirtschaft zum Thema zu bekommen. Das Ergebnis war verhalten, auch hier gibt es wohl vielfach unterschiedliche Interessen. Stellvertretend für die Vielfalt der Meinungen hier die Aussage von Holger Klein, stellvertretender Geschäftsführer des Badischen Weinbauverbandes: „Zu Ihrer Anfrage kann ich sagen, dass der Badische Weinbauverband keine abweichende und unterschiedliche Sicht zu diesem Thema hat. Artenschutz ist und war auch schon in der Vergangenheit ein wichtiges Anliegen des Verbandes in der Region. Es lassen sich zahlreiche Beispiele in den letzten Jahrzehnten nennen, die belegen, dass der Weinbau einiges zum Erhalt der Biodiversität beigetragen hat. Hier sind besonders die Pheromonverwirrung, die Böschungspflege aber auch die Zwischenbegrünung zu nennen. Unser erfolgreicher Volksantrag trug nicht zufällig den Titel „Gemeinsam unsere Umwelt schützen“. Der Erhalt gemeinsamer Lebensgrundlage ist für Winzer und Landwirte von besonderer Wichtigkeit. Bei unserem Volksantrag war es daher von gewichtiger Bedeutung, dass Weinbau und Landwirtschaft in dieser Frage Gehör finden. Auch in Zukunft werden wir uns weiterhin konstruktiv an Maßnahmen zum Artenschutz beteiligen“.
Es ist fünf Minuten vor Zwölf! Gerne erinnere ich an die Weisheit der Indianer, dass man Geld nicht essen kann. Weitere Infos: www.volksbegehren-artenschutz.de

SfK.