Möglichkeiten und Gefahren künstlicher Intelligenz

Ausstellung „Open Codes. Leben in digitalen Welten“ im Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe

Wir leben in einer digitalen Welt, heißt es. Das Smartphone ist immer dabei, im Büro sitzen wir am Rechner, daheim am Laptop. Das ZKM Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe umkreist in der Ausstellung „Open Codes. Leben in digitalen Welten“ nicht nur den alltäglichen Gebrauch digitaler Errungenschaften, sondern auch das, was dahinter steht.

Die Entwicklung von Codes und künstlicher Intelligenz sowie deren Möglichkeiten und Gefahren, werden in einer offenen Ausstellungsarchitektur aufgezeigt, die eher an ein Labor als an klassische Ausstellungskabinette erinnert. Großzügig eingestreut sind viele Sitzgruppen, der Eintritt und sogar die Erfrischungen sind kostenlos – ZKM-Direktor Peter Weibel hat keine Mühen gescheut, „Open Codes“ so einladend wie möglich zu gestalten.

Schließlich soll diese Ausstellung gelebt werden. Nerds, Schulklassen, Neugierige jeder Altersstufe und mit unterschiedlichstem Bildungshintergrund sollen mit Hilfe der rund 120 gezeigten Arbeiten ihren Horizont erweitern. Für Peter Weibel ist es die Aufgabe eines Museums im 21. Jahrhundert, den Wandel zur Wissensgesellschaft zu unterstützen. „Open Codes“ soll die allgegenwärtige Digitalisierung in die Breite und Tiefe der Gesellschaft tragen, so Weibel.

Deshalb gibt es zahlreiche Führungen, darunter auch After Work-Führungen von 19 bis 19.30 Uhr jeden Donnerstag zu jeweils einem ausgewählten Werk. Donnerstags ist diese Ausstellung sogar bis 22 Uhr geöffnet.

Alles sinnvolle und ehrenhafte Anliegen. Wer ungeführt durch „Open Codes“ streift, sollte des Englischen mächtig sein, sonst erschließt sich manche Arbeit nicht. Dabei haben die Künstler eine ganze Reihe ausgesprochen witziger und hintersinniger Arbeiten geschaffen, die zur Interaktion auffordern.

Gleich am Eingang sollte man sich Zeit nehmen und in den lebensgroßen Spiegel schauen. Darin wird der Besucher biometrisch erfasst und kann zuschauen, wie ein – fiktives – biometrisches Profil erstellt und in einen Computercode übersetzt wird. Zugleich wird das gescannte Abbild in eine kreiselnde dreidimensionale Animation verwandelt. So wie in dieser Arbeit des Karlsruher Künstlers und Wissenschaftlers Bernd Lintermann hat man sich selbst noch nie gesehen. Es ist aber bei allem Spaß ein deutlicher Hinweis auf den Ge- und möglichen Missbrauch der grassierenden Datensammelwut.

Eine vergnüglich böse Persiflage auf die us-amerikanische Arbeitswelt bietet „Taylor Health“. Einfach einen Namen eingeben und sich von der Frauenstimme aus dem Computer durch ein virtuelles Assessment führen lassen. Wichtig: immer in die Computerkamera grinsen, denn nur wer ständig lächelt, erhält eine hohe Punktzahl.

Auf einer Fotografie wurde das selbstfahrende Auto ausgebremst, es steht mitten auf einer leeren Straße in einer einsamen Gegend, eingekreist von einem um den Wagen herum ausgelegten Symbol für ein Durchfahrtsverbot. Und schon ist die Fahrt zu Ende.

Eine wandfüllende Installation gibt einen Überblick über die Geschichte verschiedener Codes und ihrer Entschlüsselung, am bekanntesten daraus dürfte die deutsche Chiffriermaschine „Enigma“ und ihre Dechiffrierung durch Alan Turing während des Zweiten Weltkriegs sein.

Über den Köpfen der Besucher blinkt ein gigantischer Kronleuchter in leuchtenden Muranoglas-Farben. Das Blinken ist nicht willkürlich, die Künstlerin Cerith Wyn Evans hat den Leuchter so programmiert, dass die Glühbirnen in Morsezeichen Auszüge aus der Publikation „Astrophotography: Stages of photographic development“ blinken.

Klanggestaltung am Computer, codierte Stickereien oder die Internetwährung Bitcoin, in „Open Codes“ werden bis zum 5. August die unterschiedlichsten Formen und Hintergründe des Digitalen beleuchtet.

Nike Luber

„Open Codes. Leben in digitalen Welten“, ZKM Zentrum für Kunst und Medientechnologie, Lorenzstr. 19, Karlsruhe.
Mi-Fr 10-18 Uhr, Do 10-22 Uhr, Sa/So 11-18 Uhr.
www.zkm.de