Maler der Farbe

Emil Nolde. „Die Pracht der Farben“ – eine Ausstellung im Museum Frieder Burda in Baden-Baden

Die norddeutsche Küstenlandschaft, das weite, flache Land zwischen den Meeren, bei Ebbe und Flut und zu verschiedenen Jahreszeiten hat ihn zeitlebens passioniert. Eine imposante Ausstellung im Museum Frieder Burda präsentiert mit rund 80 Exponaten das Werk von Emil Nolde; von den Anfängen bis zum Spätwerk weist es höchst unterschiedliche Stile und Inhalte auf. Seine Seestücke und Blumengemälde, die haben noch jeden Kunstliebhaber beeindruckt – darauf lässt sich Nolde allerdings nicht beschränken.

Emil Nolde (1867 – 1956), geboren als Emil Hansen im Dorf Nolde in Nordschleswig, gilt als Maler der Farbe und wichtiger Expressionist; der Einsatz intensiver Farben und das Gespür für Lichtverhältnisse, bilden die Grundlage seiner Gemälde und Aquarelle. Seine Palette – mit Rot, Blau, Lila und tiefem Schwarz – war voller Leuchtkraft; er verstand sie als Musik, die aus dem Gefühl gehandhabt wird und wenig Theorie erfordert. „Die Farben waren mir ein Glück. Es war, als ob sie meine Hände liebten“, so Nolde selbst.

Bereits als Kind wollte er Maler werden und erinnert sich später: „In der Schule übermalte ich alle Bilder meiner Bibelgeschichte und lebte ständig damals schon im Farbenglück.“ Bevor er einen Tuschkasten besaß, unternahm er Experimente mit Holunder- und Rote-Bete-Saft. Zunächst folgt Nolde einer Ausbildung zum Holzbildhauer in Flensburg, zieht dann nach Berlin, arbeitet als Zeichner und Modelleur und unterrichtet diese Fächer schließlich in St. Gallen. Er unternimmt Reisen nach Wien, München, Italien und besteigt das Matterhorn – Landschaftsaquarelle, Zeichnungen von Bergbauern entstehen; 1894 beginnt er groteske Darstellungen der Alpengipfel als Sagen- und Märchengestalten. Es folgen Studienreisen nach Paris, Kopenhagen, dann wieder Berlin, Flensburg, regelmäßige Zusammenkünfte mit den Brücke-Malern in Dresden, eine Reise in die Südsee; er war Paula Modersohn-Becker, Corinth, Munch, Ensor begegnet. Unterschiedliche Motive faszinieren ihn, zeitweise religiöse (Jesus, Abendmahl, Pfingsten) oder großstädtische.

1933 schließlich Unschönes: er weigert sich die Akademie der Künste zu verlassen, tritt in die NSDAP ein, trotzdem wird sein Werk beschlagnahmt und in der Schau „Entartete Kunst“ an den Pranger gestellt. Trotz Malverbot (und Magenkrebs) entsteht bis 1945 eine Folge von über tausend kleinen Aquarellen, die sogenannten „Ungemalten Bilder“, die er heimlich in seinem Atelier in Seebüll „aus der Phantasie“ gemalt hat – einige befinden sich unter den ausgestellten Papierarbeiten. Ein herrlicher Schwung ist bei Nolde auch in den letzten Jahren noch am Werk – siehe z.B. die „Hohe Sturzwelle“ (1948).

Im Park des Museums Frieder Burda, auf den der Parcours immer wieder Ausblicke bietet, nehmen im Übrigen vier große Blumenbeete Bezug auf Emil Noldes Gemälde. Ein Erlebnis!

Museum Frieder Burda. Lichtentaler Allee 8b, Baden-Baden, www.museum-frieder-burda.de. Geöffnet: Dienstag bis Sonntag 10-18 Uhr. Bis 13. Oktober 2013.

Cornelia Frenkel