Kurzweilig und prallbunt

Shakespeares „Was ihr wollt“ bei den 69. Festspielen auf dem Breisacher Schlossberg

Ein rotes Zuckerbäcker-Schloss steht auf der idyllischen Freiluftbühne auf dem Breisacher Schlossberg, drumherum gibt es echte Bäume, knallbuntes Riesen-Obst und einen Pavillon mit Schaukel. Eine stimmungsvolle Kulisse für ein Märchen mit einer Prise Kitsch und jeder Menge Schabernack (Bühne: Stephanie Breidenstein). All das gibt es bei den 69. Festspielen gleich zwei Mal, wird hier doch mittags „Rumpelstilzchen“ gespielt und danach der Shakespeare-Klassiker „Was ihr wollt“ für die Großen.

Wer liebt hier wen?
Wer liebt hier wen?

Zum vierten Mal führt Armin Kuner beim Abendstück Regie, sein Ensemble sind 22 ambitionierte und theaterbegeisterte Laien. 1966 wurde „Was ihr wollt“ schon einmal auf dem Schlossberg inszeniert, der damalige Regisseur würde sicher Bauklötze staunen über all die frechen Modernisierungen und besonders das Geschlechter-Crossing, das hier so selbstbewusst auf die Bühne kommt (Fassung: Armin Kuner). „Mann, Frau – wer weiß es genau? Was ihr seid, was ihr wollt! “ trällern die Schauspieler dann auch beim ausgelassenen Happyend im Chor. Es ist ein toller Song mit Ohrwurmpotential und wurde wie die gesamte Musik von Coco Buchholz von der Freiburger Band „The Brothers“ für das Stück komponiert und eingespielt.

Shakespeares hanebüchene Verwechslungsgeschichte bleibt in ihrem Kern allerdings unangetastet und wie immer in seinen Komödien geht’s um Liebe, Leidenschaft und wie Menschen sich zum Narren machen. Während also Viola (Eva Hildebrand) mit einer Handvoll erschöpfter Schiffbrüchiger den Bühnenrand und damit die Küste von Illyrien erklimmt, leidet Herzog Orsino Höllenqualen auf seiner Pyjama-Party: „Ich kann das gute Essen nicht mehr sehen!“, so seine Klage – viel schlimmer aber ist, dass er unsterblich in Gräfin Olivia (Eva Heitzmann) verliebt ist, die ihn aber so gar nicht erhören mag.

Mirco Lambracht gibt seinen Orsino als geschniegelte Mixtur aus Jack Sparrow und Conchita Wurst– auch solch Figureninterpretation dürfte für ein Publikum von 1966 allzu schrill gewesen sein. Schrill ist auch Haushofmeister Malvolio (Frank Ganz), der mit grüner Tolle, ausgestopftem Po und dicker Brust als eitler Pfau herumstolziert und sich für etwas ganz besonderes hält (Kostüme: Bärbel Albiker).

In der knapp dreistündigen Inszenierung werden ihm seine Untergebenen so dreiste Streiche spielen, dass er dann wirklich mit beseeltem Dauergrinsen, Stöckelschuhen und gelben Leggins bei Olivia sein Glück probiert. Genauso wie der selten blöde Junker Andreas von Bleichenwang (Harald Bürgin), der mit seinem Saufkumpan Tobias (Ben Lambracht) für jede Menge Lacher sorgt: Diese beiden Knaller sind die wirklichen Narren, während der Narr selbst (Elke Bürgin) ein sprachlustiger Philosoph in grauem Federkleid ist.

Wer wen am Ende dann wie und warum bekommt, das ist das eigentliche Thema dieses amourösen Chaos‘. Jedenfalls verkleidet sich Viola als Mann, verliert ihr Herz an ihren neuen Herrn Orsino, während sich dessen angebetete Olivia ihrerseits in Viola alias Cesario verguckt. Erst mit dem Auftauchen von Violas totgeglaubtem Zwillingsbruder Sebastian (Mike Meier) löst sich der Knoten. Schnatternde Dienerinnen, Offiziere, Priester und Matrosen – sie alle mischen mit: Es gibt rasante Verfolgungsjagden, Slapstick und jede Menge trubelige Gruppenszenen. Eine kurzweilige, prallbunte Inszenierung.

Marion Klötzer

Weitere Termine: „Was ihr wollt“, 12./13./19./20./26./27. August sowie 2./3./9. September, jew. 20 Uhr. „Rumpelstilzchen“, 20./27. August sowie 3./10. September, jew. 15 Uhr. Am 25. August Abendvorstellung um 19 Uhr
www.festspiele-breisach.de