Tausendund_ein Iran

Telefon - von der Freiburgerin Ulla Kimmig aus der Reihe: Iran. Stillstand oder Aufbruch?
Telefon - von der Freiburgerin Ulla Kimmig aus der Reihe: Iran. Stillstand oder Aufbruch?

Im Fokus des 10. Kulturfestivals Frauenperspektiven Karlsruhe vom 13. bis 29. März stehen Iran und Iranität. Veröffentlichte Bilder aus dem Iran zeigen meist schwarz verschleierte Frauen als Symbol für gesellschaftliche Rückständigkeit und Unterdrückung der Frauen. Von der einstigen Faszination, die Persien im 19. bis weit ins 20. Jahrhundert im Westen auslöste, ist 30 Jahre nach der islamischen Revolution 1979 kaum etwas übriggeblieben. Trotz einer hochgebildeten Migrantenkolonie – in Deutschland leben ca. 120.000 Iraner – ist einer breiten Öffentlichkeit nur wenig über Geschichte, Kunst und Kultur des Iran bekannt. Iranische Kultur wird nicht nur im Iran, sondern dank vier Millionen Exiliranern in Europa und USA an vielen Orten der Welt gepflegt und weiterentwickelt. Iranische Familien leben heute über die Welt verstreut und pflegen dennoch einen intensiven Austausch – vorwiegend über das Internet.

Über 40 Veranstaltungen, Ausstellungen, Filme, Vorträge, Lesungen, Konzerte, Theater und Kabarett, Feste und Begegnungen bieten ein vielseitiges und abwechslungsreiches Programm in Karlsruhe und sechs weiteren Städten der TechnologieRegion (Baden-Baden, Bruchsal, Ettlingen, Gaggenau, Rastatt, Stutensee). Ein Festivalschwerpunkt liegt auf der zeitgenössischen Kunst. Allein neun Ausstellungen präsentieren einen breiten Einblick in das Kunstschaffen von Iranerinnen im Iran und im westlichen Ausland. Vertreten sind z.B. die junge, erstmals in Europa ausstellende Fotografin Asoo Khanmohammadi (Badisches Landesmuseum 15.3.-19.4.) und die Fotojournalistin Newsha Tavakolian aus Teheran, die kürzlich das Iran-Heft des National Geographic illustriert hat (Centre Culturel Franco-Allemand 15.3.-17.4.). „Tehran Blues“ ist der Titel der von Bettina Schönfelder im Auftrag der GEDOK kuratierten Ausstellung, die Werke von iranischen Künstlerinnen aus Iran und Deutschland präsentiert (PrinzMaxPalais 15.3.-19.4.).

Die renommierte deutsche Fotografin Ulla Kimmig präsentiert ihre auf zahlreichen Reisen, unter teils schwierigen Umständen aufgenommen Iran-Fotografien (Galerie Bode 15.3.-18.4.). Mamak Azarmgin, bereits Stipendiatin der Akademie Solitude, zeigt farbenprächtige Illuminationen (GEDOK-Künstlerinnenforum 15.3.-24.4.). Die Künstlerin Parastou Forouhar, Tochter des ermordeten Oppositionspolitikerehepaars Forouhar, bezieht sich in ihren Werken auf die gesellschaftspolitische Situation in ihrem Heimatland (Orgelfabrik 16.3.-5.4., veranstaltet von der Mir Mohammedi Stiftung). Im Rathaus in Stutensee wird mit der Sammlung von Wahideh Abdolvahab eine Ausstellung über zeitgenössisches Grafikdesign im Iran „Signing Tehran“ gezeigt (20.3.-15.4.).

Foto aus der Ausstellung -Frauen im Iran- im Centre Culturel Franco-Allemand
Foto aus der Ausstellung -Frauen im Iran- im Centre Culturel Franco-Allemand

Neben diesem Ausstellungsschwerpunkt gibt es zahlreiche Vorträge, Diskussionen und Lesungen, darunter eine Lesung der FAZ-Publizistin Christiane Hoffmann aus ihrem vielbeachteten Buch „Hinter den Schleiern Irans“ (Literarische Gesellschaft 18.3., 19.30 Uhr) oder der u.a. für ihre ZEIT-Dossiers bekannten Publizistin Charlotte Wiedemann in Gaggenau (18.3., 20 Uhr). Ihre gesellschaftlichen Zukunftsvorstellungen diskutieren drei prominente in Deutschland lebende Iranerinnen, die Frankfurter Dezernentin Dr. Nargess Eskandari-Grünberg, die NDR-Gleichstellungsbeauftragte Pari Niemann und die sozial engagierte Unternehmerin Hourvash Pourkian (Jubez, 24.3., 20 Uhr). Auch wird ein vielseitiges Filmprogramm während des Festivals angeboten. Der Kult-Film Persepolis z.B., der das Schicksal einer ganzen Generation von Iranern und Iranerinnen auf die Leinwand bringt, wird sowohl von der Kinemathek (15.3. und 18.3.) als auch in Gaggenau gezeigt (17.3.). Zwei Konzerte iranischer Frauenbands, die Gruppe Mehr aus Teheran (14.3., 21 Uhr im Tempel) und Banu, eine iranische Frauenband aus Köln (28.3., 20.30 Uhr im Stephanssaal), präsentieren verschiedene persische Musikrichtungen. Persisches Kabarett mit Parvaneh Hamidi in deutscher Sprache veranstaltet das Jubez (20.3., 20 Uhr). Das Badische Staatstheater zeigt in der Insel das Einfrauenstück „Niemandsland“ der Theatergruppe Daritsche (27.3., 20 Uhr), die am nächsten Tag (28.3., 20 Uhr) in der Akademie Schloss Rotenfels auftritt.

Den musikalischen Abschluss bildet ein Konzert mit persischen Volksliedern, arrangiert von dem bekannten iranisch-französischen Komponisten Iradj Sahbai (CCFA, 29.3., 17.30 Uhr). Ein Höhepunkt des Festivals ist die Feier des persischen Neujahrsfestes Norouz, das mit dem Frühlingsanfang begangen wird. Erstmals veranstalten die drei in Karlsruhe und der Region tätigen iranischen Vereine, der Förderkreis iranischer Kunst und traditioneller Musik, der Iranische Kulturverein und die Mir Mohammedi Stiftung gemeinsam dieses Fest (Bürgerzentrum Südstadt, 21.3., 19.30 Uhr). Begegnungen mit in Karlsruhe lebenden Iranerinnen bieten u.a. das Frauencafé des Internationalen Begegnungszentrums (26.3., 16.30-18.30 Uhr) und das Internationale Kulturfrühstück, veranstaltet von den Hausvereinen des IBZ (29.3., 10 Uhr). Schließlich rundet eine Modenschau iranischer Modedesignerinnen im Modehaus Schöpf, zusammengestellt von der Teheraner ARD-Korrespondentin Natalie Durst, das Programm ab (25.3., 17 Uhr).

Infos zu den Veranstaltungen:
www.karlsruhe.de/frauenperspektiven
Das 80-seitige Programmheft kann unter Tel. 0721/1334044 oder per Mail bei frauenperspektiven@kul­tur.karlsruhe.de angefordert werden.