Einfach nicht wie andere Bücherläden

Die Freiburger Jos Fritz Buchhandlung wurde mit dem Deutschen Buchhandlungspreis ausgezeichnet

Jos(s) Fritz (geboren um 1470-1525, bei Bruchsal) war keiner von den Angepassten. Zeit seines Lebens kämpfte er, wiewohl vergeblich, gegen die Unterdrückung der armen Land­bevölkerung, und begründete so die Bundschuhbewegung. Damit qualifizierte sich der Revolutionär zum idealen Namensgeber für die 1975 gegründete Freiburger Buchhandlung in der Wilhelmstraße – mitten im „Rebellenviertel“ und just zu jener Zeit, als die Bevölkerung gemeinsam gegen das damals geplante Kernkraftwerk in Wyhl aufstand.

Staatsministerin für Kultur Medien Prof. Monika Grütters bei der Übergabe des Deutschen Buchhandelspreis an Ilaria Maccagno und Heidemarie Schlenk (v.l.n.r.). © Dt. Buchhandlungspreis/Nico Herzog
Staatsministerin für Kultur Medien Prof. Monika Grütters bei der Übergabe des Deutschen Buchhandelspreises an Ilaria Maccagno und Heidemarie Schlenk (v.l.n.r.). © Dt. Buchhandlungspreis/Nico Herzog

Politische Themen waren daher seit jeher der inhaltliche Schwerpunkt. Ein angeschlossenes Café, das heute längst Kultstatus besitzt und für Lesungen den idealen Rahmen bietet, diente einst so mancher politischen Versammlung.

Diese Zeiten sind vorbei, weitgehend jedenfalls. Was einst als rebellisch galt, gereicht heute zur renommierten Anerkennung und Auszeichnung des mit 7.000 Euro dotierten Deutschen Buchhandlungspreises. So trifft man hier noch immer auf ein klug zusammengestelltes Sortiment aus politischen, kritisch-engagierten Büchern, die das Team, welches stets gleichberechtigt und auf Augenhöhe agiert, gemeinsam auswählt.

Ein wichtiger Schwerpunkt des Sortiments liegt bei kleineren Verlagen, die man sonst womöglich nirgends finden kann – auch dies ein Grund für die Auszeichnung. Mainstream gibt es hier auch, wenngleich eher in Form der Bestenliste als der Spiegel-Bestsellerliste; einmal davon abgesehen, dass man ohnehin alle lieferbaren Titel in diesem Laden bestellen kann.

Auch innovative Strategien helfen mit, die Kundschaft zu halten. So zum Beispiel der übersichtlich gestaltete Onlineauftritt, der den Einkauf auch im Netz zu einer persönlichen Angelegenheit macht. Oder das regelmäßig mit Empfehlungen und Besprechungen erstellte Heft. „Da alle unserer elf Mitarbeiter andere Lese-Vorlieben haben, ergibt sich für unsere Kundschaft ein besonderes Beratungspotential mit einer großen thematischen Bandbreite“, sagt Heidemarie Schlenk, die hier von allen Mitarbeitern schon am längsten mit dabei ist.

Vor allem aber ist diese Buchhandlung einfach nicht wie andere Läden dieser Branche. Mit ihrer freundlichen Atmosphäre, den schön aufbereiteten und kompetent nach Themen geordneten Büchertischen, dem Zeitungssortiment und einer kleinen, aber feinen Auswahl an Spezialitäten war sie schon immer auch eine Art Stadtteilladen, ein sozialer Ort, den viele Menschen auch „einfach so“ mal aufsuchen; oder zu den vielfältigen Veranstaltungen, die diese Buchhandlung eben auch organisiert, häufig in Kooperation mit dem Centre Culturel oder anderen.

Beispielsweise wird am 7. November, 19.30 Uhr, Ameli Thoma, die „deutsche Stimme“ und Übersetzerin aus Leila Slimanis mit dem Prix Goncourt ausgezeichneten Buch „Dann schlaf auch du“ einige Passagen im Centre Culturel Français (Münsterplatz 17) vortragen.

Friederike Zimmermann

Infos: www.josfritz.de.

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